Michael Heuchemer
Herzlich Willkommen.
Dr. Michael Heuchemer

  

Über den Sinn der nachfolgenden Notizen


Bedingt durch das hervorragende Google-Ranking dieser Homepage aufgrund der hohen Zugriffszahlen werden immer wieder Weinfreunde hierhin geleitet, wenn sie den Namen ihres Grand Cru eingeben; immer wieder kaufen wir rare Tropfen an. Nochmals: jedes Angebot ist herzlichst willkommen. Empfehlend verweisen wir auf www.wineterminator.com




Seit beinahe einem Jahr stehen hier - fortlaufend ergänzt - die "Weinnotizen".

Viele Weinfreunde haben sich zum privaten Austausch gemeldet und insbesondere auch Weine zum Kauf angeboten und verkauft, die zu erhalten kaum möglich gewesen wäre (Danke für den 1982er Margaux!!!). Ich freue mich über jede mail zu diesem Thema und beantworte sie. Meine ausdrückliche Ermunterung: Melden Sie sich unbefangen und gerne. Die Angebote werden diskret behandelt. Ich zahle gute Preise für die genannten Weine.

 


Rechtsanwalt Dr. iur. Michael Heuchemer ist leidenschaftlicher Sammler hochwertiger Weine, insbesondere deutscher und österreichischer Hochprädikatsweine und der Premiers Crus aus Burgund und dem Bordelais.

Kontakte mit Sammlern sind stets erwünscht.

Entsprechende Post wird gerne beantwortet; Austausch und Anregungen sind stets erwünscht.

Gerne werden auch Angebote zum Ankauf von Wein entgegengenommen.

 

 

Rechtsanwalt Dr. iur. Michael Heuchemer sucht im Augenblick insbesondere

 


alle Weine der Appellation
Vosne-Romanee
 

alle Weine der Domaine
de la Romanee Conti (v.a. 1990, 1996, 2001, 2002), Romanée Conti, alte La Tache, alle DRCs aus 1975
 


ferner solche der Domaines
Lamarche, Méo-Camuzet, Lambrays, namentlich 2003 Clos de Lambrays Grand Cru
 


Bordeaux Crus Classés
aus den Jahren 1945, 1959, 1961, 1975, 1982, 2000, 2003
 

Rheingauer Beeren- und Trockenbeerenauslesen
aus 1971, 1975, 1976 und 2003
 

 

Nachstehend beginnt ein im Jahr 2005 begonnenes und deshalb noch in den Anfängen befindliches Archiv an Verkostungsnotizen.

Empfohlen wird ergänzend ein Blick in das umfangreiche, vorbildliche Archiv bei http://www.yakshaya.com/.

 

 

Verkostungsnotizen

 

2007er Chateau d‘Yquem – 19.2.2012 Besprechung M.AG mit DS, MS, MC
viel zu jung, ich weiß. Aber die Neugier siegte. Ganz intensive Mineralität (!) im Duft, etwas interessant Süß-Bitteres, Mandarine, Anklänge an Orangenmarmelade, Dörrobst und Birne in der Nase, enorme Vielschichtigkeit, Tiefe, Nachhalt, langer Nachklang, wunderschöner Yquem!

1959er Binger Rosengarten Riesling Trockenbeerenauslese – 23.2.2012 mit MC und HPC
die Farbe ist goldbraun mit schönen Rotreflexen; die Nase ist geprägt von einem schönen Rosinenduft, welchen dieser über 50jährige Edelwein verströmt; Anklänge an Honig, Ananas, Lychees, auch Rotfrüchte und Erdbeeren! Tiefes süßes Aroma, dem man das Alter nicht anmerkt, wohl aber die Komplexität und Tiefe des Hochprädikatsweins. Etwas Creme brulee, ganz lange Abgang, herrliche Wein der „Königsklasse“ Riesling TBA, 100/100!

30.11.2011 Rückflug vom LG Berlin und LG Stendal (TXL-CGN); diesmal nachmittags mit LH 288. Es gibt wieder den sehr markanten Blaufränkisch Hochäcker 2007 mit einem sehr schönen Duft nach Kirschen, schwarzen Beeren, Kräuterwürze. Nebenbei: alles ist schon auf die Weihnachtsdekoration umgestellt; ich mag es, wenn an der Wand der C-Class vorne rechts der etwas deplatziert wirkende, aber gut gemeinte und doch irgendwie eine sentimentale Atmosphäre verbreitende Adventskranz hängt… In der Lounge gab es Schlumberger Sparkling 2008, m.E. vielen deutschen Sekten überlegen. Es scheint Österreich-Tag zu sein…Gelungen ausgewählt.

28.11.2011 In der LH-Business Lounge in CGN; der 32. LH-Inlandsflug dieses Jahr; diesmal zum Verfahren Dr. S vor der 40. Strafkammer (vgl. die Presseberichte im Archiv). In der Lounge gibt es einen guten 2010er Terra d’Alter, Portugal, Duft nach grünen Früchten und Citrus; sowie 2010er Nägele Riesling trocken; ein kräftiger und typischer Vertreter der Paradesorte.

27.11.2011 1996 Chateau Palmer Margaux Ein Klassiker als Ikone aus Margaux und ein Benchmark-Wein, von dem ich viel las, der bei mir aber irgendwie noch niemals ins Glas fand.

25.10.2011 im „ATRIUM“ in Stendal vor der Hauptverhandlung gegen Dr. W.: 1998er Leoville Las Cases Deuxieme Grand Cru Classé St Julien Gabriel gibt 19/20 Punkte und notiert: "Die Farbe ist fast schwarz, nur ganz wenige rubine Reflexe am Rand. Rauchiges Bouquet mit viel schwarzen Beeren, Palisander- und Teakholz, ein Hauch Minze darin. Extrem feiner Gaumen, seidige Tannine, wieder Holunder und Brombeeren, die Gerbstoffe strahlen eine dezente Süße aus und alle Komponenten sind bereits harmonisch." Dies trifft den Eindruck ziemlich gut; er ist noch harmonischer und runder geworden. Er gibt ihm Lagerpotential bis 2030, das der Cru Classé mit Sicherheit auch hat. Schöner „Zufallsfund“

27.9.2011 Flug LH 234 v. Frankfurt nach Rom Fiumicino, 2008er Pinot Noir Krugscher Hof: Ich finde es gut, dass LH und Star Alliance insgesamt zunehmen den nationalen Weinen eine Chance und die Gelegenheit zur Präsentation gibt; Austrian schenkt ja als Partner im Star Alliance Verbund auch mit Selbstverständlichkeit gut Veltliner aus, die für viele Gäste sicher ein „Aha-Erlebnis“ sind. Hier also einen deutschen Spätburgunder: intensive Note, sehr dunkel für einen Pinot Noir, schöne Reife, leichte Schlierenbildung (Rückflug am 30.9.2011: idem).

Dienstreise Barcelona Mai 2011

26.11.2010
Bopparder Forum mit Prof.Dr.X., RA DS, HS, SA, NH, MS, VS und SS 1978er Chassagne Montrachet: Madeiranote, süßlich in der Nase, baut Frucht auf, sehr schön; 2008 St Auban Pacalet 1er Cru Kiwi Stachelbeer, Papaya, trocken, sehr starke Sre., exotischer Abgang; 1990 Clos des Lambrays Waldbeeren, typische Pinot – Nase, schöne Tiefe u. Länge; 1983er Bonnes Mares Ponelle: überraschend süße schöne Nase, wieder Madeira, fruchtig; 2000er Echezeaux DRC samtig, elegant, breit u. voluminös, noch viel Potential, perfekt geschliffener Pinot Noir mit noch großer Entwicklungsfähigkeit, ganz großer Wein; 2004 RC DRC perfekte Balance und Samtigkeit, wirkt sehr jung, noch feingliedriger als der 2000er, höchste Eleganz; 2005 Gevrey Chambertin von Pacalet aus der Magnum parfümierte Nase nach gezuckerten Erdbeeren, Länge, feingliedrig

16.11.2010
; am Vorabend der Reise zum LG Zwickau
2007er Sauvignon Blanc Tement „Zieregg“ - Große Lage"
2002 verkostete ich bei Böhle in Wien erstmals den „einfachen“ Sauvignon Blanc von Tement. Die Zitrus- und Holundernoten von betörender Note verbreiteten sich im gesamten Gastraum, wie ich es vorher noch nie erlebt hatte. Ein zutiefst eindrucksvolles Erweckungserlebnis für die Qualität des mineralischen südsteirischen Sauvignon. Nun wage ich mich erstmals an den großen „Zieregg“. Der Hand ist südwestlich exponiert und genießt die ganze Wärme der Sonne. Der Boden hat die Prägung von Meeres-Sedimenten; Terroir „pur“. Unzählige Erntedurchgänge bürgen für „die Vielschichtigkeit im Zieregg“, nebst dem „längeren Ausbau in großen und kleinen Holzfässern“ – verspricht das Weingut. Finessenreiche Aromen: Lychees, Zitrus, Holunder, reife Stachelbeere, Minze, grüner Apfel. Ein ganz großer Wein, 98/100!

First Class Lounge DB Berlin Hbf (12.10.2010, kommend v. Flughafen TXL und wartend auf den EC nach Stendal):
2007 Meyer-Näkel Spätburgunder sehr helle rote Farbe, kräftige und kräuterige Würze, Lavendel. In der Textur sehr samtig mit Pfeffertönen, harmonisch, intensiv.
LH 282 Berlin-Tegel – Köln (13.10.2010)
2007er Vegas Tempranillo: sehr angenehmer Spanier, schöne Nase, Rotfrüchte, Heidelbeeren, schöne Frucht.
LH 282 Berlin-Tegel – Köln (26.10.2010)
2008er Bogla Chardonnay Kalifornien: buttrig, breit, holzbetont – Klassiker der neuen Welt

Am 1.5.2010 mit D.S., H.S. und S.A. 1994er Talbot: Ein ganz klassischer, schöner Bordeaux auf perfektem Reifehöhepunkt mit Tiefe und Vielschichtigkeit; in der Nase Zedernholz, Kirscharomen. Schöne, gut eingebundene Süße; sehr positive Überraschung. 1999er Gruaud Larose: Nicht zu Unrecht gibt René Gabriel 18/20: schöne süße in der klassischen, erhaltenen Bordeauxfrucht; Würze, Tabak, Tiefe, Zeder, Lakritz. Herrlicher Vertreter, der auch noch altern kann! Die „rote“ Vorbereitung schreit nach süßem Nachschub. Allein mit S.A. 1971er Erbacher Michelmark Riesling Trockenbeerenauslese Freiherr von Knyphausen. Erschlagende Mineralität, Honigsüße, Lychees, Ananas, nicht enden wollender Abgang, einfach selbsterklärend. Der ganz große Glanz der Trockenbeerenauslese in der „dreifachen Königsklasse“ entlang dem Dreiklang: Rheingau/Trockenbeerenauslese/Riesling. Und dann noch dieser Jahrgang, der insbesondere aufgrund seines perfekten Gleichgewichts von Säure und Süße für unsterbliche Kreszenzen gesorgt hat!

Am 30.4.2010 mit S.A. Die Monumentalität großer Grüner Veltliner ist seit den legendären Smaragden pp. der großen Wachauer Winzer Hitzberger, Knoll, Jamek pp. unbestritten. Ein enormes Geschoß ist nunmehr dem Weingut der Stadt Krems gelungen mit dem 2009er „Am Limit“, sortenrein aus dem Grünen Veltliner gelesen. Eine erschlagende, tiefe Mineralität beeindruckt in Tiefe und Vielschichtigkeit; der Nachhall will nicht enden. Jetzt gibt es (höchstens) noch 808 der jemals gelesenen, numerierten 809 Flaschen ☺

16.5.2009 im Abion Spreebogen Hotel Berlin
2006 Blaufränkisch von Heinrich, Gols

Geschäftsreise China in den ersten beiden Aprilwochen: einige Weinnotizen
Auf der geschäftlichen Hauptseite haben wir über die China-Reise berichtet. Hier einige Notizen zur kulinarischen Seite

Freitag, 03.04.2009: Lufthansa-Flug LH 728 Frankfurt/Main – Shanghai Pu Dong (Business Class) Kaum haben mein Begleiter und ich Platz genommen auf den wirklich angenehmen, großzügigen Sitzen der LH-Business-Class, werden noch auf dem Vorfeld des Flughafens die Gläser zum Aperitif gereicht. Wir genießen Champagne Jacquart Brut Mosaique, den treuen und verlässlichen Begleiter aller Businessclass-Flüge der Linie mit dem Kranich seit unvordenklicher Zeit. Zitrone und Hefe prägen die Nase, feinperlig und erfrischend präsentiert er sich am Boden wie in der Luft. Zur Vorspeise (konfierter Lachs mit Karotten-Orangensauce und Venusreis) wechseln wir zum 2008er Casablanca Valley Chardonnay Reserva. Der Chilene ist ein typischer Repräsentant des internationalen Stils holzgeprägter Chardonnays: Vanille, Zitrus bei freilich nicht von der Breite überlagerter Frucht; angenehm und typisch, sodass wir ihn bei Hauptgang (gebratene Garnele) beibehalten. Das Käsedessert liefert ein willkommenes Motiv, mit 2005 Chateau Liversan Cru Bourgeois einen alten verlässlichen Bekannten in die Dreifaltigkeit der vinophilen Begleitung unseres Interkontinentalflugs aufzunehmen: Er ist von schöner Primärfrucht geprägt und zeigt langes Potenzial. Schöne Rotbeerenfrüchte; eben ein bordelaiser Klassiker.

Samstag, 04.04.2009: Ein aus der Heimat wohlbekannter Name hinterlässt eine beständige Spur: Dr. Loosen. Mit Geschick hat es das renommierte Moselweingut offenbar verstanden, den asiatischen Markt aufzurollen: In jedem (!) der vier Fünfsternehotels, die wir in den nächsten beiden Wochen bewohnen, steht er als einziger (!) deutscher Wein auf der Karte. Im 452 Meter hohen Gebäude (dem markanten „Flaschenöffner“ des Park Hyatt***** Hotels in zentraler Lage gegenüber dem Fernsehturm als Wahrzeichen Shanghais gewährt eine ganz oben gelegene Bar den Blick über die Stadt, und die typischen Pfirsichnoten des leichten (8,5 Vol%) Moselaners (2006 Dr. Loosen Gutsriesling halbtrocken) lässt sich im fernen Asien genießen. Wir nächtigen im New World Mayfair*****. Jeder kennt „James Bond jagt Dr. No“ mit dem legendären Soundtrack „Underneath the Mango Tree“ – und die Szene, als es beim Essen in der Zentrale des Schurken Dr. No mit dem gefangen genommenen James Bond zu jener Rangelei kommt, in welcher Dr. No angesichts der fast zerbrochenen Flasche meint: „1955er Chambertin. Es wäre schade darum“. James Bond kontert: „Ich bevorzuge den 1953er“. Das war zwar schon 1962, aber auch im Jahr 2009 gibt es den 1953 just hier auf der herrlichen Weinkarte der Weinbar zu trinken: alle Facetten eines wirklich großen, gereiften Burgunder. Unsagbare Tiefe, welche die Aristokratie des Pinot Noir in seinen Spitzenjahren und –lagen zeigt. Erstaunlich jung, 99/100!

Am Montag, den 05.04.2009 verlassen wir die chinesische Finanzmetropole und fliegen mit Shanghai Airlines nach Chongquing. Im Sofitel***** angekommen, erwartet uns – wer wohl? auf der Karte: Ja klar, Dr. Loosen. Mein Begleiter und ich sowie unser Dolmetscher werden nochmals schwach. Es werden exotische gebackene Bohnen dazu gereicht.  Der teuerste Wein auf der Karte ist übrigens ein 1983er Petrus für 25.000 Yuan, was etwa 2.300 EUR sind. Zu teuer für das fragwürdige Jahr. Aber einige sehr schöne Bordeaux – Trouvaillen.

Am Donnerstag, den 8.4.2009 fliegen wir in die wunderschöne Stadt Xiamen am Gelben Meer. Das Sofitel*****, in welchem wir absteigen, ist noch schöner als das in Chongqing. Und wer hätte gedacht, dass sich ein 1996er Gruaud Larose hierhin verirrt? Klassische, gereifte Frucht, gut gelagerter Bordeaux, 95/100 P.

Als es am 11.4.2009 nach erfüllter Mission nach Shanghai zurück geht, haben wir die Ehre, im *****Hyatt on the Bund zu nächtigen; direkt am Hafen gelegen, wo man die Ozeanliner und Frachtschiffe ablegen und ihre noch ca. 60 km lange Fahrt auf dem Jangtse Richtung Gelbes Meer und somit in den Pazifischen Ozean beginnen sieht. Direkt aus dem Zimmer, ja sogar aus der Marmorbadewanne des mit allem erdenklichen Luxus versehenen Bads im 26. Stock (Executive Floor) blickt man über die Stadt, auf den Fernsehturm und das Shanghai World Financial Center sowie über die Stadt. Es gibt aber noch etwas Besseres im Hause: die Sky-Bar im 35. Stock. In einem vorgelagerten Dachgarten mit Whirlpool in der Mitte (!), den man für private Parties mieten kann, wird u.a. feilgeboten: Dr. Loosen….Ja, wir haben ihn wieder bestellt ohne so recht zu wissen warum. Aber was sagte ein berühmter rheinland-pfälzischer Staatssekretär anlässlich der Einweihung des Weinsortiments für die Lufthansa: der heimische Wein im Glase während des Flugs über ferne Kontinente sei ein Stück Heimat. Dies gilt umso mehr fernen China – zumal der halbtrockene Moselwein ein idealer Begleiter zu asiatischen Küche ist.
Den ulitmativen Genuß „über den Wolken“ bildet die Vinothek der Lufthansa First Class auf unserem Flug LH 729 von Shanghai Pu Dong nach Frankfurt. Ich delektiere mich an meinem Favoriten, dem 2007 Nußberg „Alte Reben“ von einem aus der Donaustadt und zahllosen Aufenthalten im dortigen Heurigen wohlbekannten Weingut Wieninger, Wien. Was für eine Überraschung, ihn 8.500 km entfernt genießen zu können! Massive Dichte und Intensität zeigen, dass die 40 Jahre alten Reben die Mineralstoffe aus tiefster Erde holen. Sehr schön und auch bestens verträglich auf dem Flug.

Samstag, 24.4.2009
Mit H. und D.; den Auftakt macht der bewährte Champagne Piper Heidsieck Brut Premier: schöne zitronige Note, feine Perlage, idealer Aperitif. Alsdann 2007 „Hölle“ Riesling Kabinett Weingut Künstler, Rheingau. Schöne, cremige Textur und die klassische Frische eines Rheingau-Rieslings. Zum Hauptgang ein Experiment, das etwas zittern ließ, aber dann voll aufging: 1959er Vosne Romanee 1er Cru Lionel Bruck. Das ganze Spektrum eines alten Pinot Noir, der wirklich noch nicht in Firnis überging: orange Reflexe in der Farbe, Bouquet nach Rotfrüchten, wirkte sogar viel jünger! So zeigt sich, was ein Jahrhundertjahrgang allein aufgrund der biologischen Substanz von Terroir und Qualität des Lesegutes zu bewirken vermag. Den Abschluss mache eine 1971er Auslese Spätbugrunder Durbacher Kochberg. Schöne Fruchtsüße, Tiefe und Länge, die noch heute Freude macht. Der Abend, welcher der Burgunderrebe gewidmet war, demonstrierte die Überzeitlichkeit und Unersetzlichkeit von Terroir und Qualität der Rebe.

31.08.2008 2005er Einzelstück Markus Schneider
Man müsste einmal einen der zahlreichen eingelagerten Weine des "Kult-Winzers" Markus Schneider probierten; seit langem empfohlen vom Weinhändler des Vertrauens. Ich bin skeptisch: zwar sehe ich mich allem Neuen gegenüber offen, aber sollte man den Bereich der klassischen, tiefen, tanningeprägten Rotweine nicht doch den "Blue Chips" aus dem Bordelais überlassen? Man liest viel über diesen "Kultwein" des "Starwinzers", was mich noch skeptischer macht: sind nicht die "Garagenweine" der Jahrtausendwende fallierte Vergangenheit, ist nicht auch dem "Screaming Eagle", für den enorme Summen bezahlt wurden, die Flügel gestutzt - brauchen wir Modeweine? Man liest weiter manches über die Portugieserreben aus den 20er Jahre, die das Rückgrat des Weines ausmachen sollen. Man liest: "Die Rebparzelle liegt 90m über dem Meeresspiegel, in einem etwa 6 Hektar großen Stück mit dem alten Namen "Mittelwanne". Was für mich eher nach einem Abschussort für kriegsschicksalswendende Vergeltungswaffen als nach vertrauten, schönen Traditionsnamen wie "Erbacher Marcobrunn" und "Bernkasteler Doctor" mit ihrer fast onomatopoietischen Faszination für den Weinliebhaber klingt. Wie dem auch sei, Experimente sind zu wagen. Und, dem Weinhändler des Vertrauens zu Dank: Die Erfahrung ist unauslöschlich: Ein Donnerschlag, ein unendlich tiefer, massiger Wein, dessen Balance aber perfekt gelingt. Minze und Eukalyptus fast wie beim legendären 1982er Mouton-Rothschild in der Nase. Tabak, Teer und Leder decken das "Pflicht-Spektrum" der Bordelaiser Machart. Der Portugieser verleiht aber eine spezifische Eleganz und Leichtigkeit als merkwürdigen Kontrast. Respekt, überzeugend in jeder Hinsicht!

01.9.2008
Ein anstrengender Tag in Hamburg; Lufthansa-Flug von Köln hin und zurück am selben Tag zur Mandantenbesprechung im Atlantic Kempinski. Das macht abends Lust auf etwas Besonderes, denn die trockene Luft im Flugzeug gebietet Kompensation. Und war da nicht der 1993er Léoville-Barton, der als "sehr kontroverser Wein" eingestuft wird und dem René Gabriel u.a. einen einzigartigen Duft von Amarenakirschen pp. In der Tat: Der Wein öffnet sich sukzessive; kaum zu beschreibende Vielfalt. Rote Früchte, sekundiert von tiefen Leder-Noten und minutenlangem Nachhall. Im Gegenlicht zum 31.08.08: ja, die Blue Chips haben doch ihre Berechtigung als einzigartige und unvergleichliche Cuvées. Léoville-Barton erreicht oft die Form von Léoville Las Cases und ist oft sogar ein Deuxième Cru Classé auf dem Niveau eines Premier Cru. Die Weine aus den 90er Jahren sind nun ein Hochgenuss; highly recommended…

19.9.2008
1998 Chablis Grand Cru Les Clos Moreau & Fils: wieder einmal zeigt sich, dass die großen Grands Crus aus dem zu Unrecht vernachlässigten Chablis einige Jahre brauchen, um zu wahrer Entfaltung und Größe zu gelangen: brillant geschliffene mineralische Struktur, Tiefe, kristalline Klarheit; in der Nase Feuerstein, Zitrusnoten, Apfel - aber zugleich beeindruckendes Rückgrat; ölig, breit und schwer, wie erwartet und wie es sein muss, beeindruckend! Der Wein zeigt das ganze Potential der gereiften Grands Crus aus Chablis!

26.-29.9.2008 in Wien - eine Dienstreise, die Anlass und Gelegenheit zu einigen Verkostungen gab:

27.09.2008
am Abend desjenigen Tages, an dem unsere erste Auslandskooperation das Licht der Welt erblickte:

2007er Bayer Wachau NÖ Vorderseiber Grüner Veltliner Smaragd
cremig, elegant, fast etwas Creme Brulee in der Nase, ungemein intensive Textur - zeigt, dass der milde Veltliner in der Qualitätsstufe Smaragd zu herausragenden Weinen ausgebaut werden kann

2007er Pichler Wachau "Terrassen" Smaragd
Ganz anders als der zuvor verkostete Veltliner: eine prägende Säure kontrastiert die Milde des "Kollegen" in der Rangstufe "Smaragd" von der Veltlinertraube; großes Potenzial, Tiefe, Mineralität. Ein interessanter Vergleich.

2007er Riesling Smaragd Liebenberg Alzinger
ungestüme Kraft aus dem interessanten Jahr, kräuterige Nuance, dominante Säure, viel Struktur und Rückgrat; Mineralität, Zitrus und Pfirsich. Schöner, typischer Vertreter seiner Art mit viel Zukunft.

29.09.2008
Auf dem Lufthansa-Flug LH 3537 Wien-Frankfurt nach dem Ende geschäftlich ereignisreicher Tage: Kleine Zalze 2005er Vintner's Blend Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc pp., South Africa: welchen Rotwein sollte man in Flugzeug ausschenken? Man hat ja viel gelesen über die (angebliche?) Veränderung des Geschmacksempfindens, die bei Weißweinen dazu führen soll, dass Weine mit Restzucker viel "trockener" wahrgenommen werden. Bei Rotweinen scheinen die 14 % Volumenprozent Alkohol mehr und mehr obligatorisch zu werden; auch der zum Test anstehende Wein hat sie.  Sicher kein großer Wein, aber ein verlässlicher, tiefdunkler, nach Rotbeeren und Holzeinsatz duftender Roter, dem offenbar die Höhe nichts ausmacht.

01.10.2008: 1990er Ducru Beaucaillou
Wieder die "große Oper", welche die Unersetzlichkeit und Einzigartigkeit der der Grands Crus aus dem Bordelais unter Beweis stellt.  Die ganze Palette an Sinnes- und Geschmackseindrücken, wie wohl nur das Terrain um die Gironde und hier ganz spezifisch das feine St. Julien es hervorbringen können: Zedernholz, Rotfrüchte, Marmelade (überraschend!), süße, opulente Nase (durchaus etwas unterwartet!), die aber die Eleganz nicht vermissen lässt.

03.10.2008, Tag der Deutschen Einheit

2000er La Tache de la Romanée - Conti:
Mal wieder ein kleiner Sündenfall, bei dem sich aber wahrlich keine Reue einstellen will. Was soll man sagen, es ist jedesmal wieder eine Offenbarung, die sich schwerlich in Worte fassen lässt, aber auch diesen Versuch lohnt: süße Nase, herrlich rotbeerengeprägte Frucht, vollständige Harmonie, sorten- und terroirgeprägtes Aroma, hat sehr viel Körper und große Zukunft, ein ausgezeichneter La Tache DRC!


18.10.2008, Tag der Gründung unserer Albanien-Kooperation
2007 Gelber Muskateller "Schöntal" Wg. Groll, Kamptal  Ich schätze die Muskateller mit ihren wunderbaren frischen Zitrus-Aromen sehr als Aperitif. Ein junger, frischer und typischer Repräsentant seiner Art; sehr empfehlenswert!

2005 La Tache de la Romanée - Conti
Ja, ja, viel zu jung und sowieso unvertretbar, den "zu teuer" ist er sowieso; ich weiß. Aaaaber: wieder ein gigantisches, unbeschreibliches Erlebnis, das geeignet ist, einem die Tränen der Freude, ja Ergriffenheit über die Vollkommenheit eines natürlichen Produkts in die Augen zu treiben. Parker gibt zu Recht 99 Punkte. Kann es so etwas der Bordeaux-Primärfrucht durchaus etwas Ähnliches bei einem Burgunder geben? Es scheint so. Sagenhafte Aromen nach Rotfrüchten, Blumen; Mineralität und Tanninprägung. Ein ganz, ganz großer Wein mit endloser Zukunft.




NEU: 2003er Romanée-Conti Grand Cru du Domaine de la Romanée-Conti

NEU: 2004er Romanée-Conti Grand Cru du Domaine de la Romanée-Conti

Aus einer Evaluation der Revolutionskommissare, die im Jahr 1794 die Enteignung der Domaine betrieben: „Der Weinberg La Romanée ist für die erlesene Qualität seiner Weine bekannt. Er gehört zum Anbaugebiet von Vosne und hat eine bevorzugte Lage, sodass die Frucht reifen kann. Er neigt sich von Westen nach Osten, und kann dadurch zu jeder Jahreszeit die ersten Sonnenstrahlen einfangen, die sanfteste Wärme des Tages (…). Wir können nicht verheimlichen, dass der Wein von Romanée der hervorragendste Wein der gesamten Cote d‘ Or und sogar der ganzen französischen Republik ist…Er hat eine volle, leuchtende Farbe und sein Aroma betört alle Sinne. Er wird zum Balsam der Alten, der Schwachen und Gebrechlichen und gibt den Sterbenden das Leben zurück.“

Ramanée-Conti 2003             Ramanée-Conti 2004

NEU: DOSSIER: LA ROMANEE CONTI 

"Matière de légende - source de mystère, de volupté, de transcendance - le plus grand vin du duché de bourgogne, réservé jadis la table des princes, et dont l'origine se perd dans la nuit des temps, ne peut qu'engendrer les " faiseurs de légendes " - so beginnt das Buch, das Richard Olney der Domaine de la Romanée Conti widmet. Auf 190 instruktiven Seiten versucht er, dem Mythos des berühmtesten Weinguts der Welt auf den Grund zu gehen, das mit "La Romanée Conti" die rarste Kreszenz dieses Planeten hervorbringt. Profaner ist der Blickwinkel der Interessen im Rahmen jüngerer Publikationen. Der Eintrag im "kleinen Johnson", der Taschenfibel des vinophilen Connaisseurs, ist genauso knapp wie klar: "…erbringt jährlich 450 Kisten des gefeiertsten und teuersten Rotweins der Welt…Das großartigste Weingut in Burgund." Der "Decanter" weiß dieses Jahr zu berichten: "Setting a record for a case of wine at auction, six magnums of 1985 Romanée-Conti fetched USD. 170.375 at NYwines/Chriesties on 2 March in New York". Worüber sich der "FOCUS" lustig macht: "Erhöhtes Prahlpotenzial verspricht hingegen die Mutter aller Weine: Romanée-Conti aus der Bourgogne." Die Mutter aller Weine? Nun, vielleicht verdient Romanée-Conti dieses Prädikat. Jedenfalls steht fest, dass kein authentischerer Pinot Noir existiert als dieser Tropfen. Dafür sorgen die Hüter des Heilige Grals auf nur 1,805 ha Rebfläche, fünfzig Höhenmeter über dem Dörfchen Vosne-Romanée. Die Auktionspreislisten suggerieren eine Marktgängigkeit, die es in Wirklichkeit nicht gibt. Gelistet sind im "Decanter" dieses Jahr "6 Magnums 1971 Romanée-Conti 136.275 USD" - wogegen sich die "12 bottles 1971 Romanée-Conti 106.650 USD" als Sonderangebot ausnehmen. Doch: Man versuche mal, auch  nur eine einzige Flasche gleich welchen Jahrgangs zu ergattern. Umso erfreulicher, dass es erneut geglückt ist. Dies noch dazu in ausgezeichnet erhaltener Flasche, wovon die Fotos künden mögen. Übrigens: Mit Respekt und geradezu poetischem Anspruch nähert sich Aubert de Villaine, der Chef der Domaine über seinen Wein: "Worte sind nicht die Sprache dieses Weins." In der Tat ist die seidige, samtige Textur dieser Weine unerreicht (vgl. die vorhandenen Verkostungsnotizen auf dieser Homepage) und eines der wenigen unergründlichen Wunder der (Wein-)Welt.

Abschließend zum 1994er: Er soll in Ruhe seiner Bestimmung entgegenreifen. Die verfügbare Notiz erzeugt Vorfreude: " Belle robe grenat, nez épicé, assez ouvert, corps généreux, saveur france, avec des nots accentuées d'épices, tannin noble. Vin complexe qui transcente son millésime et qui surprendra son monde dans dix ou quinze ans…S'inscrit parfaitement dans le répertoire classique de la Romanée - Conti. "
Was ist der letzte Grund des Mythos dieses Weins? Natürlich tut es auch etwa ein Richebourg, und zwar auch ein solcher, der nicht einer Kiste entstammt, welche vom Einbrand des Steinkreuzes der "DRC" geziert wird. Wer jedoch die letzte Nuance unvergleichlicher Perfektion erleben will, wird ohnedies wissen, warum er sie bei "La Romanée Conti de La Romanée Conti" sucht. Schon die vielen durchfieberten Stunden bei der Suche nach einer weiteren Flasche dieser Kreszenz sind ein Abenteuer, an das man sich im Erfolgsfalle nur zu gerne erinnert. Und nun sei der Versuch dieser kleinen Hommage durch die "Siegesfotos" vom Neuzugang im Keller abgelöst.
Insbesondere ist bemerkenswert, mit welcher Perfektion in Anwendung traditioneller Ausbaumethoden über Jahrzehnte hinweg eine sagenhafte Qualität produziert wurde - getreu der Devise Gustav Mahlers: "Tradition bedeutet nicht, die Asche anzubeten, sondern die Glut weiterzutragen.". Dies geschieht über Vosne Romanée….

     

 

2003 Richebourg Grand Cru Domaine de La Romanée-Conti 18.11.2007

Die Neugier lässt einen sündigen und den noch sehr jungen Grand Cru verkosten, der mein erster Richebourg von Romanée-Conti ist. Wunderbare dichte, sagenhaft intensive Kirsch- und Brombeernase, komplexe Tannine in großer Eleganz eingebunden; lässt den Mythos der nicht nur von herausragendem Terroir, sondern auch einem schönen Namen gesegneten Lage unmittelbar gewahr werden. Tief, reich, süß, mit dem typischen Himbeerton und wohlschmeckend mit einem Tanningerüst, dessen Volumen dem 2003 Richebourg ein mindestens 40jähriges Leben verspricht. Unvergesslicher Eindruck.

1993er Pichon Longueville Baron 9.11.2007

Spannung nach der schönen Erfahrung mit dem vorgenannten 1993er, und, siehe da, eine Wiederholung nunmehr in der seidigen Eleganz eines Pauillac: Brombeer, Nelkentöne, Lakritze, Red-Currant. Dabei feingliedrig und substanzvoll; ausgereifte, aber keineswegs dominante Tannine. Wunderbar!

1993er Cos D’Estournel Deuxième Cru Classe St. Estèphe 24.9.2007

Konzentriert, tanningeprägt, ernst, aber schön. Ungeheure Tiefe, Zedernholz, Vanille, tiefe Beerenaromen und Kaffeenoten; Röstaromen. Nachhaltig. Überhaupt nicht adstringent. Genossen im Arabella Spitzingsee Hotel. Der ideale Wein zur Vorbereitung auf eine mdl. Verhandlung vor dem Bundesfinanzhof

1991er Clos de la Coulee de Serrant 16.9.2007

Endlich meine erste Annäherung an den berühmten Wein von Nicolas Joly, der als Vorreiter des biodynamischen Weinbaus gilt. Habe nicht die bereits sprichwörtlichen Probleme bei der, zugestanden, ersten Annäherung: Ein sagenhaft konzentrierter Wein mit einer eigenen Intrepretation von Mineralität, wie sie dem Chenin blanc zueigen sein mag. Duftet nach Honig, Aprikosen, Quitten und Wiesenkräutern; phänomenale Kraft, ein maskuliner Wein

1990er Hochheimer Reichesthal Riesling Trockenbeerenauslese Weingut Fritz Allendorf, Oestrich-Winkel im Rheingau 10.9.2007

Unsagbar konzentrierter Duft nach Papayas, Ananas, Lychees, sogar Waldbeeren: das Ganze Spektrum…; die Schlierenbildung im Glas zeigt die Konzentration schon visuell; Nuancen von Südfrüchten, Rosinen, unendlich konzentrierte Aromen in allen frühen und späteren Phasen der Fruchtentwicklung am Sauerstoff. Eine Trockenbeerenauslese wie aus dem Bilderbuch von sicher noch 100 Jahren Lagerfähigkeit. Wirkt sehr jung.  Zeigt einmal wieder die Überlegenheit des Rieslings, der in Hochprädikaten aus den Gefilden des Rheingaus einen seit gut 250 Jahren zu Recht legendären (und nun gerechterweise international wiederentdecketen) Wein der Superlative erzeugt

1988er Opus Eximium Nr. 1 von Gesellmann (St. Laurent, Blauburgunder, Blaufränkisch und Cabernet Sauvignon; noch als Schüler bei Böhle, Wollzeile, Wien gekauft) 24.2.2007

Eine der Ikonen vom großen Beförderer des „österreichischen Weinwunders“ in den späten 80er Jahren. Sechs Stunden vorab dekantiert. Farbei mit alterstypischen Rot- und Orangereflexen. Es ist eine Freude, über Stunden hinweg die sukzessive Entfaltung der Geschmacksnuancen zu verfolgen – eine ganze Palette exotischer Kräuter und Gewürze, Tiefe, Schwarzkischen. Bordeaux-Typ, aber doch eigenständig. Der Blaufränkische entfaltet seine typische Art. Auf dem Höhepunkt. Ein denkwürdiger Genuss – und zugleich eine Hommage an den „Durchbruch“ der österreichischen Rotweinkultur und Engelbert Gesellmanns Beitrag dazu.

 

1986er Chateau Mouton Rothschild Premier Grand Cru Classé 19.2.2007    

« Angestiftet » zum beherzten Griff in die Schatzecke des Kellers hat mich René Gabriel. Sein Buch „Bordeaux total“ erhielt ich zum Geburtstag geschenkt. Bis dato hatte ich Parkers Notizen bevorzugt, muss aber zugeben, dass Gabriels Beschreibungen eingängiger und z.T. auch mutiger wider den Mainstream der „Marmeladisierung“ des „typischen“ Weinstils üppiger, alkoholgeprägter „Fruchtbomben“ erscheinen. Parker gab den Wein 100/100 P., Gabriel 20/20 P. Er meint, warten sei angebracht: „Im Gaumen immer noch fest und jung, die Gerbstoffe zeigen nur ganz sanft erste Rundungen, bleiben aber darunter noch unentwickelt. Nur ein langes Dekantieren hebt ihn in eine erste Genussphase. Unzerstörbares Potential.“ Er empfieht: „Trinken bis 2040“. Dies ist noch lang, und das die Abnahme der Jugend zum menschlichen Erfahrungswissen gehört, sei zum „Screwpull“ gegriffen – zumal die Verkostungsnotiz aus „Nikos Weinwelten“ der Zeitung „WELT“ zum Genuss animiert, wobei man aber nicht weiß, ob der Autor nun einen Film gesehen oder einen Wein getrunken hat: „Der volle Wahnsinn; ein ganzes Geschwader von Cassis-Monstern, dunkel wie die Nacht, schwarze unendliche Seele, voller Magie, permanent versinkt in Capri die rote Sonne, so ein Geschoss ist waffenscheinpflichtig, wieso habe ich nicht ein Kiste im Keller, hier stimmen Parkers 100 Punkte; meinetwegen auch 101…“. Die denkwürdige Begegnung mit diesem Wein zeigt, dass die Verfasser dieser Notizen nicht zum Stilmittel der quantitativ begrenzten Aufrichtigkeit in Ansehung großer Namen gegriffen haben: Die Nase ist schier unbeschreiblich vielschichtig und Tief. Eine dramatische Fruchtsüße findet im Geschmack perfekte Balance mit der Tanninstruktur. Ein Wein für eine unendliche Zukunft; unerahnbar, wann er den Höhepunkt erreicht haben wird. Vielleicht ist sogar Parkers Schätzung „2097“ realistisch.

 

2000er Poujeaux (mit Dr. W. im Terrasse in Zürich) 17.2.2007    

Noch etwas jung, fand sich aber im Terrasse als Halbflasche auf der Weinkarte, sodass die Probe im Rahmen der Fruchtphase sich anbot. Vom Cabernet geprägt, schöne rote Beerenfrüchte, gutes Tanningerüst; hat jahrgangstypisch sicher Zukunft. Schöne Harmonie mit dem servierten Lamm, Typische Tabak- und Cassis-Aromen. Schön.

 

1978er Clos de Vougeot Grand Cru von Gros Soeur et Fils (mit Dr. A.P. auf privater Einladung) 30.12.2006

Eine der ganz großen Jahrgänge des Burgund. Die Vorfreude erweist sich als berechtigt: Der Clos de Vougeot Grand Cru hat genau das tiefe Himbeerbouquet, für das er berühmt ist – einem Krob frischgepflückter Waldhimbeeren gleich in seinem eindringlichen Duft. Einem Romanée-Saint-Vivant ähnlich! Fabelhafte Textur und Länge. Wunderbarer Erfolg.

 

1959er Vosne Romanee Premier Cru 29.08.2006 (gemeinsam mit M.S.)

Schon die Duftaromen betören einfach: Rosenduft, sonst typische Pinot-Nase, vielschichtig. Verändert sich an der Luft; Orangen- und Veilchentöne gelangen in den Vordergrund. Schöne Frucht, klassisch typischer Pinot Noir; auf dem Höhepunkt!

 

2000er Clos des Lambrays Grand Cru (2.8.2006)

Das Paradebeispiel eines klassischen Burgunders : helle Farbe, wunderbare, sortentypische Pinot - Noir - Frucht : (Sauer-)-Kirschen, Holunder, weitere Beerenfrüchte. Im Hintergrund eine angenehme Süße; enorme Tiefe und Komplexität. Zu einem anderen Gang wurde mit Gästen der (geschmacklich natürlich völlig verschiedene) Solaia 2001 von Antinori verkostet. Hier war der Clos des Lambrays der eindeutige Sieger. Burgundertypische Eleganz; es zeigt sich, dass doch nur das Terroir im Burgund dieser Traube mit derart diametralen Ergebnissen die letzte Perfektion entlockt.

 

2003er Chateau Margaux Premier Grand Cru Classé (22.7.2006)

Mit großer Neugier erfolgter Kontakt mit den gepriesenen 2003ern; sozusagen ein Pilotversuch. Natürlich ist er "eigentlich" viel zu jung, aber die Neugier obsiegte, und was als Fassprobe derart überzeugte, wie es literaturkundig ist, kann, auf die Flasche gezogen, nicht schlecht sein. Und in der Tat: Sehr tiefe Farbe, fast schwarz; dichteste, intensive Frucht, elegante Struktur, Beerenfrüchte, Schokolade, Tabak- und Cassisnoten, unglaubliche Konzentration, mehr als vollreif. Extreme Länge. Ein typischer Margaux mit Potential für mehr als 40 Jahre. Wenn der 2005er an den 2003er heranreichen soll, was manche behaupten, so muss er sich anstrengen…

 

1992er Weinviertler Sauvignon blanc Spätlese trocken Weingut Rücker, Unterretzbach (8.7.2006)

Rarität und Überraschung: bei weitem mehr als erwartet und zweifellose "archivwürdig" (Richter und Staatsanwälte wissen: unten rechts auf dem Aktendeckel ankreuzen… :). Blenden wir zurück: Anfang der 90er-Jahre erreichte die Qualitätsoffensive im österreichischen Weinbau als Reaktion auf den ab April 1985 aufgedeckten "Glykol-Slandal" ihre größte Beschleunigung. Zahlreiche Betriebe investierten enorm in die Kellertechnik, und nicht nur eine bewährte Spitzengruppe von einigen Dutzend immer wiederkehrenden Namen, sondern zahlreiche weitere "Weinhauer" mauserten sich zu ernstzunehmenden Konkurrenten für internationale Spitzengewächse. Die in der Gebietsvinothek Retz vor meinem Abitur erstandene (also mehr als zehn Jahre im eigenen Keller gelagerte!) Flasche ist ein gutes Beispiel dafür: Farbe tief bernsteingolden; Nase: Rosinen, Orangen, Grapefruit; erinnert sogar etwas an Botrytis, was aber eigentlich nicht sein kann. Sortencharakter. Breiter, typischer Sauvignon, mäßige, aber spürbare und gut eingebundene Säure; auf dem Höhepunkt. Zeigt, was im Sauvignon auch im kühlen Weinviertel steckt; angenehme Überraschung.

 

1975er Bopparder Hamm Ohlenberg Beerenauslese Königshof (11.4.2006)

Zur Feier des Tages eine 1975er Beerenauslese aus der Bopparder Hamm, Einzellage Ohlenberg vom Königshof. Wunderschöne Vielschichtigkeit, kastanienbraune Farbe (sieht älter aus!), Karamell, Trockenpflaumen, Feigen, kaum beschreibbare Intensität. Die Subtilität solcher Hochprädikate zeigt die Gewalt des deutschen Rieslings, die seine gegenwärtige internationale Renaissance begründet. Langer Nachhall, ein grandioser alter Riesling!

 

1990er, 2002er Chambertin Clos de Bèze Grand Cru André Bart (24.03.2006)

Heute eine interessante Vertikale der berühmten Domaine André Bart mit ihren zuverlässigen Ergebnissen beim "Roi des Vins" aus Gevrey-Chambertin, dem Chambertin Clos de Bèze: der 1990er, also ein Jahrhundertjahrgang, dessen Dignität ihm die Goldmedaille und den Titel "Ambassadeur des Vins des Gevrey Chambertin" in Paris eingetragen hat; dagegen der 2002er aus gleicher Domaine und Lage. Der 1990er besticht durch ein überragendes, tiefes Aromenspektrum; man hat den Eindruck, er hat noch lange Zeit vor sich. Die Burgunder zeigen stets eine bei Rotweinen unerreichte Balance - nur die Weine von DRC sind Chambertins aus großen Jahren überlegen. Der 2002er lässt die Verwandtschaft in der Provenienz sogleich erkennen. Naturgemäß jung, aber für das Jahr überraschend vielgliedrig und bereits gut antrinkbar. Die Gestaltung der Etiketten, der Kapsel, des Korkbrands hat sich verändert, aber die Verwandtschaft des Terroir kam bestes heraus.

 

1976er Romanée Conti de la Romanee Conti (19.02.2006)

Mit schlechtem Gewissen : zum zweiten Mal im Leben der "Sündenfall", aber zum 30. Geburtstag (vielleicht) erlaubt - und dann gerade eine Flasche aus diesem Jahr. Warum habe ich ohne wesentliche innere Rechtfertigungskämpfe betriebswirtschaftlicher Art mal wieder eine Flasche entkorkt? Ausschlaggebend war zweierlei, nämlich einmal der Artikel von Stephan Reinhardt über den zweitbesten Grand Cru der Domaine, La Tâche, in der Süddeutschen unter der Überschrift "Einfach göttlich", der wie folgt endete: "Doch die Strahlkraft des 1990er La Tâche ist derart stark…." Ein weniger guter DRC (Domaine de la Romanee Conti) ist immer noch besser als jeder andere Wein der Welt" - mit der Ergänzung: "Dass …bei einer Auktion bei Christies in New York sechs Magnum-Flaschen des 1985er Romanée-Conti für 170 375 US-Dollar unter den Hammer kamen, gibt einer weiteren Probe des Festivals zusätzlichen Reiz." Und von der mystischen Sentimentalität kündet ein anderer Satz: "Jetzt erst…erreicht die Probe jenen magischen Moment, den der eine oder andere Teilnehmer gleich mit dem Absingen der Nationalhymne preisen will." Nun ja… Dann half der Blick in die eine immer amüsante Kolumne von Scheuba/Maurer im "Abgang" des "Falstaff" auf: Was bringt es, wenn derart seltene Flaschen weitergegeben, weiterverkauft, weitergelagert waren, ohne ihrem Bestimmungszweck zugeführt zu werden. Also, zum 1976er: Überraschend helle Farbe, typische Pinot Noir - Nase und die wohlbekannten, tief erdigen, trüffeligen Töne mit Anklängen von Mineralität und dem ebenfalls wohlbekannten Nuancenreichtum asiatischer Kräuter. Der Geschmack - Reminiszenz an die SZ - einfach göttlich, Wärme, Töne von Champignons, dezent elegant eingebundene Röstaromen, ein phänomenaler Nachklang. Die Bouteille wandert in die Galerie gefallener Helden an einen besonderen Platz Walhalls. Wieder hat sich erwiesen, was der begeisterte Sammler ohnedies weiß: Romanee-Conti ist eine Klasse für sich. Um zum Schluss zu Reinhardts Artikel zurückzukehren: "Ein solcher Wein ist einigen wenigen Menschen dieser Welt jede Summe wert." Gott sei Dank haben bei meinem zweiten Kauf nicht allzu viele davon mitgeboten…Als Nachlese die Eloge aus Turbulls hervorragendem Werk "Die 90 größten Weine des Burgund", S. 100: "Nur wenige Weinliebhaber haben das Glück, einmal in ihrem Leben den legendären Romanée-Conti verkosten zu dürfen. Die meisten müssen sich mit der Fülle von schriftlichen Lobpreisungen zufrieden geben, die diesem zum Mythos hochstilisierten Wein in unzähligen hymnischen Artikeln gewidmet wurden. Seine außerordentliche Qualität und seine extreme Seltenheit machen ihn zu einem Luxus, den sich leider nur die Reichen dieser Welt leisten können. Die Lage Romanée-Conti ist das Juwel in der Krone der Domäne gleichen Namens und bildet zusammen mit anderen Edelsteinen ein Schmuckstück von unschätzbarem Wert." Die geradezu kontemplative Qualität dieser Ausnahme-Kreszenz macht jede Begegnung in der Tat zu einem unvergesslichen Erlebnis - was aber auch bereits für die preiswerteren Weine der Domäne gilt! Aber: Romanée-Conti selbst ist nicht zufällig ein Heiligtum - nun gilt es wieder, zehn Jahre zu arbeiten und zu warten.

 

1966er Brauneberger Juffer Riesling Auslese Wilh. Langguth (24.11.2005)

Schöne Bernsteinfarbe, wirkt viel jünger. Typische Riesling-Nase, duftet nach Ananas, Aprikosen und Rosinen. Wunderbares Spiel von Rieslingsäure und markanter Fruchtsüße. Ausgezeichnet."

 

1971er Ockfener Bockstein Riesling Spätlese Staatl. Weinbaudomänen Trier (27.09.2005)

Dezente Firne, vielschichtige Nase mit typischem, ungealtertem Rieslingduft. Auch als trockener Vertreter des säurereichen Spitzenjahrs macht er sich bestens.

 

1999er Escherndorfer Lump Silvaner Spätlese trocken - Weingut  Horst Sauer (20.09.2005)

Sauer beweist wieder, dass seine Silvaner genau wie die Rieslinge nach einigen Jahren Lagerung an Eleganz und Kraft gewinnen. Fester, stoffiger, kernig-trockener Silvaner, der durch seine Mineralität und präsente Säure als typisch gelten kann. Hervorragend.

 

1971er Pfaffenweiler Oberdürrenberg Spätburgunder Auslese (17.09.2005)

Experiment mit völlig offenem Ausgang. Der Flaschenzustand kündet nicht unbedingt von Gutem: 8 cm Schwund. Kapsel aber gut erhalten, Originalkork intakt, geht sehr einfach raus und hat erstaunlich gute Qualität (warum findet man dies schon in den frühen 80ern so selten?). Dann die Überraschung: dezente Fruchtsüße schon in der Nase, erstaunlich junge Farbe, tiefe Himbeerfrucht, schöne Balance. Schöne Überraschung durch einen „Exoten“.

 

1959er Vosne-Romanée Partriarche Père et Fils (11.4.2005)

Gut erhaltene Flasche aus dem Besitz des Hotels « Vier Jahreszeiten » in Hamburg, wovon ein blauer Aufkleber immer noch kündet. Tiefe Farbe, aufgehellt an den Rändern, alterstypisch. Enormer, komplexer Duft; typische Burgundernase. Man merkt ihr aber das Alter nicht unbedingt an. Vielschichtig, schön. Ausgewogen, interessante Dichte, ungewöhnlich für die Gemeindeappellation. Sehr Schöner Vosne-Romanée. Es zeigt sich wieder. Die Lagerung ist alles bei fast 50jährigen Weinen. 19/20

 

1996 Domaine de la Romanée-Conti, Romanée-Conti (11.4.2005)

Die Spannung ist groß: überragt er wirklich so deutlich alles andere in der Weinwelt, wie jene berichten, die ihn einmal verkosten durften? Dies sind wenige, denn seinen Mythos hat der am meisten gesuchte Wein dieser Welt nicht umsonst. Hält er, was so viel an Literatur verspricht? Von den anderen Grands Crus der Domaine hatte ich bloß einmal La Tâche 1990 verkosten können, und dies war ein unvergessliches Erlebnis. Der 1996er ist eine schöne Flasche. Ist er so jung antrinkbar? Man wird es bald wissen…Die Farbe ist tiefrot. Keinerlei Alterungserscheinungen, ein paar orange Reflexe. Nase: Unglaublich vielschichtiges Aroma, mineralisch, endlos tief, schön eingewobenes Holz schon im Duft. Kein schwerer, tiefer Kraftprotz wie die großen Bordeaux, sondern filigran, ausgewogen. Kirschen, Himbeeren, erdiges Aroma. In der Tat ein Monument zu diesem Festtag. Man kann einem großen Weinkritiker nur zustimmen: „Ein Wein für Götter. Aber nur, wenn sie sich wirklich gut benommen haben…“  20/20